Ihr Start-up geht unter die Haut
(Schweizer Illustrierte)

Artikel in der Schweizer Illustrierte vom März 2020

Sie gibt Brandopfern Hoffnung: Die Gründerin Fabienne Hartmann-Fritsch züchtet mit Cutiss personalisierte Haut für Patienten mit Narben oder Verbrennungen. Kinder profitieren besonders.

Eine Tasse mit heissem Tee kann bei Kindern Schlimmes anrichten. «Den kleinen Patienten mit Brandverletzungen zu helfen, motivierte mich vor elf Jahren, ins Forscherteam des Kinderspitals Zürich einzusteigen», sagt Fabienne Hartmann-Fritsch, 36. Heute ist die Winterthurerin Co-Chefin der Firma Cutiss, welche personalisierte Haut für Brandopfer entwickelt.

Auf den ersten Blick sieht das rosaglitschige Läppchen nicht nach viel aus. Doch das kleine Viereck besteht aus lebenden Hautzellen eines Patienten. Dafür wurde vier Wochen zuvor mit einer Art Sparschäler beim Brandopfer im Spital ein Stück Haut von der Grösse einer Briefmarke entfernt, danach im Labor in Zellen aufgeteilt, mit einer Art Bouillon genährt und mit Collagen wieder zusammengefügt. «So können wir das ursprüngliche Stück Haut bis 100-mal vergrössern.»

Weltweit erleiden laut Biologin Hartmann-Fritsch rund 50 Millionen Menschen schwere Hautschäden durch Verbrennungen, Krankheit oder Operationen – 30 Prozent davon sind Kinder. «Zwar kann man heute schon Haut transplantieren, doch das Ergebnis ist nicht befriedigend.» Die betroffenen Stellen können wohl heilen, doch oft bleiben starke Vernarbungen zurück. «Weil Narben nicht mitwachsen, leiden gerade Kinder darunter. Sie müssen immer wieder ins Spital, brauchen viel Pflege und psychologische Betreuung.» Anders bei der Haut von Cutiss. Ein dreijähriges Kind etwa habe das Transplantat erhalten, und es sei seither mit ihm gewachsen. Hartmann hat selbst keine Kinder, dafür ihre Co-Chefin, Biotechnologin Daniela Marino, 38. Als die beiden 2017 das Start-up Cutiss gründeten, war diese hochschwanger, das zweite Kind war in Meetings oft dabei. «Anfangs fiel uns gar nicht auf, dass Frauen als Gründerinnen eher selten sind», sagt Hartmann-Fritsch. Erst an Start-up Konferenzen – Cutiss gewinnt unter anderen den Female Innovator of the Year Award – merkten die beiden, wie untervertreten ihr Geschlecht ist. Heute beschäftigen sie in ihrem 21-köpfigen Team 50 Prozent Frauen.

Ziel der beiden ist es, in drei Jahren ihr Produkt, das aktuell im Unispital, dem Kispi und in Holland getestet wird, auf den Markt zu bringen. Dafür braucht es allerdings eine Automatisierung. «Es macht uns stolz, dass die Forschung, die in der Schweiz begann, vermutlich bald Verletzten weltweit helfen wird.»

Text: Jessica Pfister
Foto (im Artikel): Fred Merz
Foto (oben): Geri Born
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