Burn victim

Erfahrungen eines Brandopfers

An einem lauen Sommerabend stehen ein paar Freunde um die Feuerstelle im Wald. Irgendwie will das Feuer einfach nicht richtig brennen. Jemand kippt Petrol ins Feuer. Explosionsartig schiessen Flammen in die Höhe und eine Person wird von den Flammen erfasst.

Rückblickend weiss der Jugendliche nicht wie alles passiert ist und wie er den langen Weg zurück ins Leben geschafft hat. Er musste nach den Operationen Verbände und Kompressionsanzüge tragen und hatte plötzlich Wunden und Narben, wo vorher glatte, unversehrte Haut war. „Ich war mit meinem Aussehen immer zufrieden und schaute mich gerne auf Fotos an».  In der Zwischenzeit hat sich das geändert. «Ich vermeide es, in den Spiegel zu gucken.»

Einige Narben, welche die Haut am Hals so stark zusammengezogen haben, mussten in mehreren Operationen korrigiert werden, da das Narbengewebe nicht mit dem Wachstum des Jugendlichen mithalten kann und ihn in seinen Bewegungen einschränkte. Wieder musste er ins Spital, wieder Verbände tragen, wieder Geduld üben, bis die Wunden verheilt sind. Wieder und wieder. Endlich ist das kosmetische Ergebnis einigermassen in Ordnung und behindert die Drehbewegung des Halses nicht mehr so stark wie am Anfang.

Die Heilung der Narben geht langsam voran, und sie werden blasser und blasser. „Diese Fortschritte zu sehen, gibt mir neue Hoffnung“, sagt der Jugendliche. Die quälende Frage nach dem ‚Warum gerade ich?’, die ihn anfangs oft beschäftigte, versuchte er zu verdrängen. «Ich will den Unfall so schnell als möglich vergessen, sonst fehlt mir die Kraft für das was noch kommt».

Besonders die Reaktionen im Alltag waren für den Teenager schlimm. Er fiel auf und wurde angestarrt. Obwohl es die Leute bestimmt nicht böse meinen, ist es ein unangenehmes Gefühl. Er will kein Mitleid, sondern am liebsten ganz normal behandelt werden.

Trotzdem will er aber die Narben nicht mit der Camouflage-Technik abschminken. Er will zu den Narben stehen, obwohl es nicht immer einfach ist. In der Schule akzeptieren ihn seine Mitschüler so wie er ist. Einige haben am Anfang gefragt, was passiert ist, andere nicht. Aber alle haben sein Aussehen akzeptiert und niemand grenzt ihn aus. Das hat ihm grossen Halt gegeben.

Der Unfall hat ihn verändert. Er empfindet heute stärkeres Mitgefühl gegenüber anderen Personen, die ähnlich schlimme Situationen erlebt haben. Auch Vorurteile hat er abgelegt. Wenn die Freunde beispielsweise über das Aussehen von jemandem lästern, schaut er lieber die Person hinter der Fassade an. Mit Menschen möchte er auch nach dem Gymnasium arbeiten. Sein Berufswunsch ist «etwas mit Menschen, Medizin oder Biologie. Es ist ein Vorteil, wenn man aus eigener Erfahrung weiss, wie es ist, wenn man auf fremde Hilfe angewiesen ist und einem nichts Anderes übrigbleibt als Vertrauen in die Heilung zu haben“

(Text: Noemi Landolt, 2013) 

Dieser Text erschien zuerst auf www.hautstigma.ch

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